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Lebens-Stationen

Ich feiere am 16. Dezember mein Berufsjubiläum 40 plus.

Wer Anteil nehmen will, findet einiges unter http://www.bernd-schmid.com/, z.B. 40 Bildcollagen mit wesentlichen Stationen, Themen und Bühnen meines Berufslebens. Gerne kann dort auch eine Resonanz hinterlassen werden oder persönlich direkt an mich unter schmid@isb-w.eu.
Zu diesem Anlass sei allen, die uns verbunden sind, “Am Zaun“, ein Band mit persönlichen Essays geschenkt.
Digital unter http://www.isb-i.eu/wp-content/uploads/2016/12/AM_ZAUN_Essays_Geschenk.pdf.
Als Druck gerne auch kostenlos am isb erhältlich!

Drei aufgelesene Sprüche:

  1. Eins, Zwei, Drei im Sauseschritt eilt die Zeit. Wir eilen mit.
  2. Doch: Nicht die Zeit vergeht. Sondern wir vergehen in der Zeit.
  3. Es kam der Tag, an dem mir klar wurde, dass das, was ich für das Stimmen der Instrumente gehalten hatte, das Konzert gewesen war.

Vor kurzem fragte ich in einer Beratung eine junge Frau nach ihrem Alter. Eigentlich sollte das der Aufschlag für die Einsicht sein, dass sie sich schon lange kennt und ich daher auf ihre Expertise sich selbst gegenüber angewiesen bin. Doch sie meinte nachher, dass diese Frage sie aufgewühlt habe. Was kann eine so junge Frau dabei so aufwühlen? Ist sie aus dem Lebensgefühl, alles noch offen vor sich zu haben, immer noch wählen zu können, herausgefallen? Kam ihr die plötzliche Einsicht, dass dieses Leben auf den gewählten Lebenswegen stattfinden wird und nicht gewählte für immer verwehen können? Mit ihren 34 war sie mit Optimieren ihres Berufslebens beschäftigt, bereit immer größere Verantwortung auszufüllen. Aber stimmte es so? War es der richtige Weg? Wie steht es mit Partnerschaft? Mit Familie? Mit ganz andern Talenten und Interessen?

Für mich steht am 12.Dezember der 70. Geburtstag an. Wühlt mich das auf? Nein! Haben sich meine Lebenspläne erfüllt? Kann ich nicht sagen, weil ich nie wirklich geplant habe. Ich habe lediglich an jeder Weggabelung die mir besser erscheinende Variante gewählt. Und so ist alles gewachsen. Außer, dass ich gerne Raum für mehr Kinder geschaffen hätte, wüsste ich auch heute nicht viel anders zu machen.

Vielleicht merke ich derzeit auch deshalb auf, wenn jemand von runden Geburtstagen berichtet. Mit 30 scheint es sich noch unbeschwert feiern zu lassen. Man ist erst mal etwas etabliert, hat sich in ersten Aufgaben bewährt und kann nochmal neu überlegen, ob der Kurs stimmt. Keine Panik. Es ist noch alles drin.

Mit 40 sind die meisten dann im Erwachsenen-Leben angekommen und voll im Saft. Es gilt jetzt. Einige große Weichen sind gestellt. Im Beruf, bezüglich Partnerschaft, im Hinblick auf Kinder. Man ist voll im Geschirre, wohl auch geplagt von der Überfrachtung der Lebensmitte. Schade, dass man vor lauter Belastung den Zauber, den diese Zeit später in der Erinnerung haben wird, oft nicht so erleben kann.

Mit 50 hab ich dann ein richtig großes Fest gefeiert. Freunde und Partner im Berufsleben von überall her. Fast alle hatten es auf ihre Welle geschafft und surften schwungvoll. Leben rund herum. Die meisten Familien noch intakt. Alles schien seinen guten Gang zu gehen. Es hatte etwas Glanzvolles.

Den 60sten wollte ich eh nicht so groß feiern. Wir hatten unseren Sohn verloren. Und ich spürte irgendwie eine derzeit noch unerkannte Herzentzündung. Die Brüchigkeit des Lebens und die Vergänglichkeit von allem stand dem Guten und Kraftvollen gegenüber. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge blickten wir bejahend auf das Leben, obwohl oder gerade weil es so leicht verweht.

Und jetzt 70. Weiß denn ein Mensch, warum sich die Füße immer weiter von den Händen mit den Socken entfernen? Mein Herz hat sich erholt und ich spiele noch Tennis und nicht so schlecht – vergleichsweise. Noch bin ich fit im Kopf, obwohl mein innerer Archivar immer länger braucht, bis er die verlangte Erinnerung im Archiv oder den Namen zum Gesicht vor mir gefunden hat. Und immer öfter klemmt die Schublade mit den gesuchten Wörtern. Aber noch findet sich alles und bei erhöhten Anforderungen kann ich noch zu Höchstform auflaufen. Noch. Aber es strengt mich immer mehr an und ich habe immer weniger Lust dazu. Das Zeitalter des NOCH hat begonnen.

Man ist so alt wie man sich fühlt sagt der Volksmund und jeder kann das an sich beobachten. Von innen fühlt man sich wie immer, zeitlos, ja auch jung. Bis man in den Spiegel schaut, sich erinnert oder mehr oder weniger galant erinnert wird. Ok, Ok, man will ja nicht auf jugendlich machen. Wäre peinlich! Doch vieles schaltet sich ja nicht einfach deshalb selbst ab, nur weil man älter geworden ist. Für manches fehlt aber dann doch die Kondition. Dann setzt irgendetwas zwischen Resignation, Gelassenheit und weiser Heiterkeit ein. Hat auch was.

Gerade kam einer unserer Lehrtrainer in meinem Dachstübchen vorbei und erinnerte mich daran, dass ich seit 1999 dabei bin, nach und nach alle Funktionen zu übergeben. Da sei ich für viele ein Vorbild. So was höre ich öfter. Und ich bekomme mit, dass manche Altersgenossen genau das verschlafen haben. Nun haben sie richtig Stress und scheitern an dieser Stelle in Einigem. Tut mir leid!

Ich habe das meiste aus meiner Verantwortung entlassen und kann leicht loslassen, weil ich erlebe, dass jüngere Weggefährten eigenständig, kompetent und mit Liebe übernehmen. Mir selbst bleibt noch viel, dem ich mich zuwenden will und was mein Leben bereichert. Ich darf noch viel und muss wenig. Ein guter Geburtstag!

Ein Archiv mit weiteren Blogbeiträgen von Bernd Schmid finden Sie hier.

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