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Dr. Olav Schmid

Dr. Olav Schmid
Lehrtrainer

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"Der Optimist hat wohl nicht weniger häufig Unrecht als der Pessimist. Meist lebt er doch fröhlicher."

Olav Schmid über seine Arbeit

"In meiner professionellen Rolle als Lern- und Entwicklungsregisseurs verstehe ich mich als Organisationsentwickler, Berater, Coach, Supervisor und Lehrtrainer.
Meine Haltung wurde dabei maßgeblich durch meine Leidenschaft für das Bergsteigen geprägt: die Berge haben mich gelehrt, Realitäten wie bspw. die Bergwelten sowie die eigenen Fähigkeiten, gut einzuschätzen und anzunehmen, statt sie zu verleugnen. Auch achte ich stets darauf, das Mögliche anzustreben und auf das Unmögliche zu verzichten – ohne andere zu beschuldigen, wenn man der Situation oder seiner Rolle nicht gewachsen ist. Dazu gehört auch eine gesunde Portion Mut, ebenso wie Demut. Nur durch Vertrauen, Leidenschaft, präzise sowie kleinschrittig erprobende Planung und einen selbstkritischen, offenen und ehrlichen Umgang in der Seilschaft auf Augenhöhe kann jeder einzelne Moment wirklich gelebt und vor allem der Gipfel sicher erreicht werden.
Dabei ist der Gipfel nicht das Ziel, sondern ein Ausgangspunkt."

Am isb lehrt Olav Schmid in den Curricula Systemische Beratung und Steuerung in Organisationen I und Systemische Beratung und Steuerung in Organisationen II

Auch bietet Olav Schmid das Selbsterfahrungsseminar Systemisches Kompetenzportfolio und professionelle Identität an.

Wissenswertes über Olav Schmid

  • Jahrgang 1979, Diplom Sport- und Gesundheitswissenschaftler
  • Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Technischen Universität München, der Universität Konstanz und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • Wissenschaftliche Beratung und Promotion zu einem umfangreichen strukturellen Veränderungsvorhaben mit Fokus auf den kulturellen Beteiligungsprozess beim Deutschen Olympischen Sportbund
  • Leitungsfunktion an der forensischen Psychiatrie Reichenau
  • Selbstständiger Coach, Supervisor, Berater und Organisationsentwickler
  • Corporate Organizational Development der Haufe.Group
  • Lehrtrainer am isb im Curriculum "Systemische Steuerung und Beratung in Organisationen"

Mein Beratungs- und Interaktionsstil ist sowohl empathisch und einfühlsam als auch irritierend und konfrontativ, zeitgleich mutig und achtsam und immer interessiert, aktivierend und stets vertrauensvoll.

  • Seit 2012 selbstständiger Berater, Organisationsentwickler, Coach und Supervisor
  • 2021 – 2023 Corporate Organizational Development der Haufe.Group
  • 2013 - 2019 Co-Gründer, Vordenker und treibende Kraft hinter dem Berater-Netzwerk Trialog
  • 2013 - 2016 Leitungsfunktion an forensischer Psychiatrie Reichenau
  • 2008 - 2016 Dozent und Wissenschaftler an TU München, Uni Konstanz, Albert-Ludwig-Uni Freiburg
  • 2008 - 2012 Lehrtrainer im Bereich Bergsport und in der Erlebnispädagogik
  • 2002 - 2012 selbstständiger Trainer mit Schwerpunkt im Bergsport und in der Erlebnispädagogik
  • 2016-2019 systemischer Supervisor nach DGSF-Standard (Tandem-Institut, Freiburg)
  • 2018 Systemische Beratung und Steuerung in Organisationen (isb, Wiesloch)
  • 2016 Systemischer Coach und Teamentwickler (isb, Wiesloch)
  • 2014 Transaktionsanalyse (DGTA)
  • 2012 - 2015 Promotion zu umfangreichem Change-Prozess (TU-München)
  • Konzeption und Beratung in Organisationsentwicklungsinitiativen
  • Coaching & Beratung zu beruflichen sowie lebensweltlichen Anliegen
  • Teamberatung in Konfliktsituationen
  • Beratung für Teams und Organisationen in komplexen Kontexten hin zu mehr Selbstorganisation und Agilität (SCRUM, LeSS, Sociocracy 3.0, ...)
  • Konzeption und Moderationen von Großgruppenformaten
  • Weiterbildungen zu systemischem Coaching, Teamentwicklung und Beratung
  • Mit meiner Frau und unseren zwei Söhnen lebe ich in Freiburg am Fuße des Schwarzwaldes
  • Familie, Natur und Bergsport in all seinen Facetten sind meine Energiespender
  • Ich bin ein höchst unbegabter und zugleich leidenschaftlicher Sänger (am kraftvollsten, wenn mir keiner zuhört)
https://www.youtube.com/watch?v=-Jt2mjl-8Ug

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"Auf einen Espresso" mit Dr. Olav Schmid

Thorsten Veith spricht mit  Olav Schmid "auf einen Espresso" über seine Rolle als Lernregisseur, Impuls- und Raumgeber - und auch als Lehrtrainer am isb.

Streiflichter

Wach, gut vorbereitet und - wie immer - mit Fahrrad und Zug aus Freiburg angereist – trifft Lehrtrainer Dr. Olav Schmid uns zum Interview und „auf einen Espresso" mit isb Leiter Thorsten Veith.

Seine Lern- und Lebensbegeisterung ist in jedem Wort, jeder Geste und seinen sprühenden Augen spürbar. Ein lebendiges, überraschendes und bewegendes Gespräch über Natur, Extremsport, sinnvolles Lernen, Olavs Rolle als Lehrtrainer und Lernregisseur und über die Notwendigkeit von Bewährtem für Innovation, Veränderung und neue Wege.

Das Gespräch im Überblick

Jutta sprach mit Olav über...

 

...das isb und wie es seinen Weg geprägt hat
...seinen beruflichen Weg
...den "Jungen vom Land" und die Verbindung zu dem Professionellen, der er heute ist
...die Bedeutung, Lehrtrainer am isb zu sein
...eine gelungene Inszenierung
...das, was typisch für ihn ist als Lehrtrainer
...Modelle des isb, die er gerne verwendet
...sein größtes Learning
...Konstanten in seinem Leben
...Themen, die für ihn mehr und mehr an Bedeutung gewinnen
...seine konkrete Arbeit "draußen im Feld"
...den Stellenwert von Lernen und Lernregie

Mein Berufsweg hätte sich vorwärts nicht erzählen lassen können. Rückblickend, und da hat das isb einen großen Stellenwert, lässt sich der rote Faden meiner Profession als 'Unterstützung und Regieführung in Lern- & Entwicklungsprozessen' beschreiben.

Wie kamst Du ans isb, wie hat es Deinen Weg geprägt?


Auslöser waren meine Überlegungen und die eines guten Freundes und Partners darüber, wie wir uns auf unseren beruflichen Wegen weiterentwickeln können. Meine eigene Weiterentwicklung war und bleibt ein wichtiger Teil meines professionellen Weges. Er ließ das „isb" am Rande fallen, und da schwang etwas mit, das klang so ein bisschen nach Champions League. Ich habe mich damals intuitiv entschieden, die Ausbildung hier zu machen. Das war 2015. Ich begann mit „Coaching und Teamentwicklung", dann machte ich erst einmal eine Pause, da kamen meine beiden Kinder. Später machte ich in meiner Heimatstadt Freiburg zunächst noch eine systemisch-integrative Supervisoren-Ausbildung und dann hier am isb mein zweites Jahr im Fortgeschrittenen-Curriculum „Systemische Beratung und Steuerung in Organisationen", wo ich jetzt auch Lehrtrainer bin.

Wie verlief Dein beruflicher Weg? Wo kamst Du her? Wo gehst Du hin?


Mein Berufsweg hätte sich vorwärts nicht erzählen lassen können. Rückblickend, und da hat das isb einen großen Stellenwert, lässt sich der rote Faden meiner Profession als 'Unterstützung und Regieführung in Lern- & Entwicklungsprozessen' beschreiben.

Schon während des Studiums mit frischen 20 Jahren arbeitete ich als Erlebnispädagoge mit Schulklassen sowie mit Teams aus Unternehmen. Damals wurde viel incentiviert: Teamchallenges mit hohem Erlebniswert, wie bspw. Floßbau, Felsklettern, Orientierungslauf oder Seilbrückenbau über Schluchten. Diese individuellen und gruppendynamischen Entwicklungsfelder draußen in der Natur habe ich begleitet, habe also Entwicklungsregie aus erlebnispädagogischer Perspektive geführt. Und das ist der rote Faden, der sich bis heute durchzieht: In der Art und Weise, wie ich lehre, wie ich berate, wie ich coache, spielen diese Aspekte eine wesentliche Rolle: das selbst Erleben und Entdecken, die Perspektiverweiterung, das Erkennen und ständige Prüfen von möglichen und unmöglichen Entwicklungszielen und deren Sinnhaftigkeit, die Übernahme von Verantwortung – nicht nur für das eigene Handeln - sowie der Transfer in den relevanten Alltag...

Ein weiteres Fragment meines beruflichen Werdegangs war eine Leitungsfunktion in der forensischen Psychiatrie. Dort haben ich und mein Team mit psychisch erkrankten Straftätern gruppendynamisch und bewegungstherapeutisch gearbeitet. Ich habe zudem an der Uni gelehrt. Dort haben wir Leistungssportler, wie bspw. den FC Bayern-München oder die Ski-Alpiner wissenschaftlich begleitet. Promoviert habe ich beim Deutschen Olympischen Sportbund im Bereich Breitensport. Ich habe dort einen Transformationsprozess wissenschaftlich begleitet – nur haben wir diesen damals noch Reformprozess genannt. Grob gesagt, ging es um die Fragestellung, wie eine strukturelle Veränderung durch das soziale System getragen werden kann. Da es sich bei dem Konstrukt um 60.000 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler sowie 800.000 Sportler:innen handelte, war dieser Prozess aus systemischer Sicht hoch interessant. Niklas Luhmanns Theorie war damals mein Wegbereiter in die Systemtheorie – es gibt sicher leichtere Zugänge. Kurzum habe ich also eine sehr umfangreiche Organisationsentwicklungsinitiative über viele Jahre hinweg wissenschaftlich begleitet. Und daraus ist auch meine Affinität für die OE-Perspektive entstanden. Wie auch bei meinem beruflichen Weg grundsätzlich, habe ich mir die Promotion retrospektiv erarbeitet. Ich habe das Projekt begleitet und im Nachhinein daraus die Arbeit geschrieben, um die Kernerkenntnisse herauszuarbeiten. Ich hätte mir das so auch nicht ausgesucht, sondern die Dinge haben sich, haben mich gefunden.


Jetzt bin ich Coach, Teamentwickler, Supervisor, Strategie- und Organisationsberater. Das sind alles Rollen, in denen ich mit meiner Profession in Wirkung komme. Diese habe ich hier am isb herauskristallisiert als „Lern- & Entwicklungsregisseur", ein Begriff, der mir hier am isb begegnet ist und den ich mir sehr zu eigen gemacht habe.

Du hast Deine Kindheit viel auf dem Bauernhof Deiner Großeltern verbracht. Wie verbindest Du den "Jungen vom Land" mit dem Professionellen, der Du heute bist?

Die Naturverbundenheit und sicherlich das Anpackende, mein Pragmatismus. Familiär sind meine Wurzeln auf dem Bauernhof, im schönen Hegau. Dort habe ich viel Zeit verbracht, auch wenn ich letztlich in der Stadt aufgewachsen bin. Die Nähe zur Natur und den Ritualen, die wir auf dem Bauernhof gelebt haben, haben mich genauso geprägt wie später das Kognitive, für das ich mich diszipliniert und hart gearbeitet habe. Ich fühlte mich schon herausgefordert, mit all den Akademikerkindern mithalten zu müssen in der Schule und später im Studium. Der einstige Minderwertigkeitskomplex hat sich so mit der Zeit und meiner Entwicklung in eine Kraft und Fähigkeit transformiert, für die ich heute sehr dankbar bin.

Was bedeutet es für Dich, Lehrtrainer zu sein?

Viele meine Kernkompetenzen kommen hier zusammen. Mein Herzensthema in der Lehrtrainerrolle ist, in die Regieführung zu gehen. Mit großer Demut und Respekt vor den Individuen, ihren Kompetenzen und ihrer Expertise fühle ich mich wirksam, immer wieder neue Inszenierung zu finden, die zur Gruppendynamik und auch zu den einzelnen Experten passt. Mir ist wichtig, diesen guten Mix hinzukriegen zwischen den großen Ressourcen der Gruppe und dem, was ich selbst an Bewährtem und Passendem dabei habe. Es ist die gute Balance zwischen bereichernder Unterschiedlichkeit und gemeinsamer Lernkultur, die mich trägt.
Mir bedeutet es zudem viel, speziell am isb Lehrtrainer zu sein, da ich sehr überzeugt von den bewährten Modellen und Theorien bin und zugleich die inspirierende Art des ständigen Aufbruchs schätze. Vor allem sind es aber die geniale isb Lernkultur und Didaktik, die mir in meiner Rolle des Lehrtrainers große Freude bereiten.

Wie würdest Du eine gelungene Inszenierung beschreiben?

In der Kürze der Zeit eine gemeinsame Sprache und Dynamik finden. Auf Basis dieser gemeinsamen Lernkultur dann die Unterschiedlichkeit der Teilnehmer:innen nutzbar machen und durch weitere Perspektiverweiterung anreichern. Gerne auch durch freundlich-kompetente-Konfrontationen zu irritieren – in einem guten Maß zwischen Spannung und Entspannung.

Was ist typisch für Dich als Lehrtrainer?

Das Inszenieren der Gruppe und der Inhalte hat für mich mehr Bedeutung als mich selbst auf die Bühne zu bringen. Vielleicht auch meine weiche, charmante Art der Konfrontation auf sachlicher Ebene. Ich nehme bewusst auch einmal eine Gegenposition ein, ohne, dass sie wirklich meine Position darstellt.

Mein Herzensthema in der Lehrtrainerrolle ist, in die Regieführung zu gehen. Mit großer Demut und Respekt vor den Individuen, ihren Kompetenzen und ihrer Expertise fühle ich mich wirksam, immer wieder neue Inszenierung zu finden, die zur Gruppendynamik und auch zu den einzelnen Experten passt.

Ein Modell, das Du in Deiner Arbeit gerne verwendest?

Das eine gibt es nicht. Es ist ein ständiges Verweben und Passendmachen von vielen Modellen. Und doch ... das Verantwortungsmodell, insbesondere der Verantwortungsdialog und die damit verbundene Rollenklarheit begegnen mir in Organisationen immer wieder. Der Umgang mit Macht und Ohnmacht – also wie sich Menschen selbstwirksam und passend fühlen, thrillt mich immer wieder. Auch das Kulturbegegnungsmodell ist für mich aus konstruktivistischer Sicht ein ‚Evergreen'.

Dein größtes Learning?

Dass ich total happy war, in den letzten Monaten kein großes Learning erleben zu müssen. Ich habe gefühlt die letzten 10-15 Jahre so viel Lernerlebnisse und Lernerfahrungen gehabt, schöne, gute und auch irritierende, unerwünschte. Vielleicht ist auch das ein Lerneffekt, nicht nur große Schritte gehen zu müssen, sondern auch einmal „ernten" zu dürfen. Dazu gehört auch der Mut zum Genug.

Was sind Konstanten in Deinem Leben?

Professionell betrachtet sind Lernen und Entwickeln klare Konstanten in meinem Leben, sei es bei mir selbst oder in der Begleitung von anderen Menschen und Organisationen. Das gibt mir viel Kraft. Eine weitere Konstante und Energiequelle ist die Ruhe der Natur, besonders der Berge. Und natürlich die Familie!

Hier auch ein Rückblick: ich komme aus dem ambitionierten Bergsteigen mit vielen tollen Erlebnissen im Gepäck. Je „steiler desto geiler", war früher das Credo. Seit die Kinder da sind und ich andere Herausforderungen sowie mehr Ruhe gefunden habe, habe ich eben auch große Freude beim Wandern für mich entdeckt ... was früher total „lame" gewesen wäre. Doch inzwischen genieße ich es, einfach so in den Bergen zu sein, zu schauen, dazusitzen und runterzukucken. Am liebsten mit der Familie.

Was sind Themen, die für Dich mehr und mehr an Bedeutung gewinnen?

Ich habe schon seit geraumer Zeit mit den neuen Arbeitswelten zu tun. Alles was unter die Hashtags Agilität, Digitalisierung und Selbstorganisation fällt. Dabei gewinnen für mich mehr und mehr die Modelle und Zugänge an Bedeutung, die Bestand haben und sich bewährt haben. Wir erleben derzeit einen großen Wandel „da draußen" in der Arbeitswelt – wahrscheinlich weitaus größer als alle bisherigen Umbrüche der Arbeitswelten. Zugleich sind wir Expert:innen im Wandel.

Im Selbsterleben der Menschen ist die Welt schon seit Jahrhunderten VUCA: volatil, unsicher, komplex und ambiguitär. Sicher, es wird dichter, schneller und vielschichtiger. Und genau dabei können wir auf viele bewährte Steuerungsprinzipien und -modelle zurückgreifen, auf unsere Regiekompetenz. Neben den durchaus guten und hilfreichen Agilität-Frameworks, gilt es auf organisations- und gruppendynamischer Ebene diesen Wandel zu begleiten und zu gestalten. Und genau dafür sind wir ausgestattet und vorbereitet. Unsere Tätigkeit fällt in den Sektor der Empathie-Berufe und diese werden an Bedeutung gewinnen.

Was heißt das konkret in Deiner Arbeit und "draußen im Feld"?

Ich gebe mal ein etwas vereinfachtes Beispiel: Eines der etabliertesten neuen Formate ist ja Scrum. Dort gibt es die Product Owner und die Scrum Master. Und es gab zwischen den jeweiligen „Gilden" einer Organisation eine lang gewachsene Konfliktsituation, in der sie gegeneinander gegangen sind und sich ihre Berechtigungen, Mandate und Verantwortung strittig gemacht haben. Was es am Ende war, war ein Konflikt wie in vielen anderen Situationen, rund um Rollenunklarheit, Verantwortungsverschiebungen oder mangelnde Konflikt- und Kommunikationskompetenz. Es handelte sich hier zwar um ein neues Framework, ging aber um alte Themen. Und es sind die bewährten Modelle, die sich auf alte Themen anwenden lassen. Nur heißen sie jetzt anders und finden sich in allen Kontexten wieder.

Natürlich braucht es eigene Innovation und Adaption des Neuen. Auch die Sprache gilt es anzupassen. Strategieprozesse müssen iterativer und partizipativer gedacht werden. Aber ehrlich, dafür stehen ‚wir Systemiker' schon lange ein. Ich möchte vor einer Neuigkeitsdramatisierung warnen. In meiner Arbeit als Lernregisseur gilt es, das Neue zu begreifen, zu verstehen und einzuordnen.

Und doch möchte ich dem Menschen, seinen Bedürfnissen und seinem Beziehungsverhalten mit bewährten Modellen begegnen, da dieser sich ja nun nicht komplett neu erfindet. Im Gegenteil, in Krisensituationen verfallen wir doch gerne in alte Muster zurück – auch gesellschaftlich und arbeitsweltlich alte Muster. Im Großen und Ganzen habe ich alles dabei, was es braucht. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass ich eben aus diesen ‚neuen Arbeitswelten' besonders oft und viel angefragt werde.

Wie hat sich der Stellenwert von Lernen bei Dir entwickelt, verändert?

Meine Art, auf Lernen zu schauen basiert sicher in meinen frühen 20ern, als ich als Erlebnispädagoge gearbeitet habe. Da haben wir ja Lernen in Extremsituationen inszeniert, damit Menschen miteinander und aneinander wachsen. Hier stelle ich mir rückblickend schon die Frage, wie hilfreich das Gelernte für die Zusammenarbeit im Alltag nutzbar war. Ich schaue kritisch darauf zurück, was wir damals gemacht haben. In diese Incentivierungen wurde viel Geld reingesteckt - das war noch vor der Wirtschaftskrise 2008. Etwas despektierlich gesagt in „Blind klatschen im Wald" und sich an Extremsituationen zu ergötzen. Da ist mir bewusst geworden: Lernen macht dann Sinn, wenn der Alltagsbezug hergestellt werden kann. Die, die zusammenarbeiten, müssen auch zusammen lernen.

Wenn wir auf Jean-Jacques Rousseau hören, der sagte: „the Mountains speak for themselves", also das Erlebnis spricht für sich und löst entsprechend relevante Entwicklungsschritte aus, so bin ich überzeugt, dass man das sehr wohl auf die Einzelperson abbilden kann, die daran wächst. Aber wie hilfreich das nachher für eine Verantwortungsgemeinschaft zur Lösung ihrer Alltagsherausforderungen ist, ... das möchte ich in Frage stellen. Und deswegen bin ich überzeugt, dass es eine Lernregie mit einem guten Drehbuch braucht: Was muss gelernt werden, damit die Menschen gesund und arbeitsfähig in ihren Arbeitswellten wirksam sind? Wie passen Mensch und Organisation zusammen? Wie machen sie sich komplementär Sinn? Die Rolle(n) der Lernregie können dabei sehr wohl auch auf mehrere Personen verteilt sein.

Und die Lernakteur:innen, welchen Part übernehmen sie?

Wenn wir in die modernen, selbstorganisierten Arbeitskontexte hineindenken, in denen Teams auch mehr selbst entscheiden, dann braucht es den guten Abgleich zu einer Gemeinschaftswirklichkeit: Wozu sind wir da? Was sind unsere individuellen Kernkompetenzen? Welches Publikum bespielen wir? Wer ist der Kunde? Was ist unser Purpose? Wie sieht unsere Inszenierung aus? ... Diese Gemeinschaftswirklichkeit gibt dann entsprechend Orientierung, was gemeinsam gelernt werden muss und was jede:r Einzelne dazu beitragen kann – auch mit den individuellen Herzensthemen.

Lernregie - welche Bedeutung wird diese Rolle für Unternehmen künftig haben?

Wir sind hier genau auf dem richtigen Weg. Es braucht Lernregie – wie eben ausgeführt. In dieser Zeit der Digitalisierung und Etablierung der Künstlichen Intelligenz werden sich unglaublich viele Arbeitsplätze verändern, wegfallen, neu entstehen. Es ist der wahrscheinlich größte Umbruch der Arbeitswelten in der Geschichte. Da werden wir mit unserem Empathie-Beruf als Lernregisseur:innen stark an Bedeutung gewinnen. Uns wird es mehr brauchen als in der Vergangenheit. Denn Veränderung will gestaltet sein. Sonst erleben wir Improtheater – das würde den Menschen, den Organisationen und unserem Planeten nicht guttun.

Die KI wird einige oder gar viele unserer Kompetenzen ersetzen können – das können die Algorithmen teilweise schon heute. Aber ich glaube nicht, dass es nachgefragt werden wird.

Es werden weiterhin die Menschen sein, die Veränderung begleiten werden, Menschen, die eine Lebensgeschichte zu erzählen haben, mit Witz beraten, die mit ehrlicher Empathie und menschlichem Interesse auf die Klient:innen eingehen, die einen Raum schaffen, in dem man sich als Mensch gesehen und wertgeschätzt fühlt, in dem man sich sicher sein, in dem man sich gerne weiterentwickelt und lernt.

Danke, Olav!

Es werden weiterhin die Menschen sein, die Veränderung begleiten werden, Menschen, die eine Lebensgeschichte zu erzählen haben, mit Witz beraten, die mit ehrlicher Empathie und menschlichem Interesse auf die Klient:innen eingehen, die einen Raum schaffen, in dem man sich als Mensch gesehen und wertgeschätzt fühlt, in dem man sich sicher sein, in dem man sich gerne weiterentwickelt und lernt.