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Andrea Mikoleit

Andrea Mikoleit
Lehrtrainerin
isb GmbH

Kontakt und weitere Profile im Netz

„Ich kann die Bewegung der Himmelskörper berechnen – aber nicht das Verhalten der Menschen.“
- Isaac Newton, engl. Physiker, Mathematiker und Astronom

"Auf einen Espresso" mit Andrea Mikoleit

Thorsten Veith und Andrea Mikoleit sprechen bei einem Espresso über integrative Beratung und die Vereinbarkeit von scheinbaren Gegensätzen, ihre Lehrtrainerrolle und das Aufzeigen der "dritten Seite der Medaille":

https://www.youtube.com/watch?v=B7IAk0cXuas

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Wissenswertes für Andrea Mikoleit

2017

Weiterbildung „Visual Scrum“

2016

Weiterbildung „Motivation“

2015

Weiterbildung zur lizensierten Beraterin für verschiedene Lumina®-Produkte

2013

Masterprogramm isb Wiesloch

2012

Weiterbildung „Burnout und Resilienz“

2010-2012

Nebenberufliche Ausbildung „Systemische Beraterin und Systemischer Coach“, isb Wiesloch

2001-2003

Nebenberufliche Ausbildung “Diplom-Sachverständige (DIA)”, Deutsche
Immobilien-Akademie (DIA) an der Universität   Freiburg GmbH

1995-1996

Studium „Civil Engineering“, University of Manchester, Großbritannien
1992-1998 Studium „Dipl.-Ing. Bauingenieurwesen und Umwelttechnik“, Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) 
Seit 2017 Lehrtrainerin am isb
Seit 2006 Inhaberin von MANAGEMENTORS® - Beratungsunternehmen für integrative Unternehmens- und Managementberatung, Hamburg
1999-2005 Unternehmensberaterin, Managerin und Prokuristin bei der KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG im Bereich Financial Advisory Services, Frankfurt am Main

Integrative Unternehmensberatung und Organisationsentwicklung:

  • Analyse von Unternehmensbereichen, Abläufen, Prozessen und Schnittstellen
  • Optimierung von Aufbau- und Ablauforganisationen
  • Strategieentwicklung mit Maßnahmenableitung sowie Strategieimplementierung
  • Unterstützung bei speziellen kaufmännischen und technischen Fragestellungen, z.B. Controlling, Reporting, kaufmännisch-technische Schnittstellen, bau- und immobilienbezogene Fragestellungen
  • Strukturierung, Umsetzung, Steuerung und systemische Begleitung von Reorganisations- und Veränderungsprojekten

 

Persönlichkeits- und Teamentwicklung:

  • Coaching von Führungs- und Fachkräften sowie Teams in ihrem Professionsumfeld
  • Coaching von Menschen in persönlichen Veränderungs- und Krisensituationen
  • Einsatz verschiedener Lumina®-Produkte zur Persönlichkeits- und Teamentwicklung, z.B. Lumina Spark® – Team® – Sales® – Leader®
  • Durchführung von Seminaren und Workshops zur gezielten Personalentwicklung in Unternehmen, z.B. Führungskräftetrainings, Persönlichkeitsentwicklung, Unternehmenskulturprozesse, Standortbestimmung, Burnout-Prävention, New Member oder Young Professional Training

>>Zum Masterprofil von Andrea Mikoleit

"Mein Thema ist integrative Beratung. Mein Lebensthema ist, Gegensätze zu verbinden, Themen, die erst einmal gegensätzlich scheinen, die abwegig scheinen, doch zusammenzubringen, weil es am Ende der intelligentere Weg ist."

 

Streiflichter

Ein sonniger Frühlingstag am isb. Mittagspause im 5. Baustein „Systemische Beratung und Steuerung in Organisationen II". Andrea Mikoleit kommt frisch und bester Laune „auf einen Espresso" zum Interview.. Die selbständige Beraterin, Lehrtrainerin und Mitinitiatorin des Sympoisums isb Nord spricht mit Jutta Werbelow über ihr Lebensthema "integrative Beratung", über ihren Weg von der Bau-Ingenieurin zur Beraterin, ihre Rolle als "buntes Huhn" und wie sie es immer wieder erreicht, Gegensätze zusammenzubringen.

Das Gespräch im Überblick

Andrea sprach mit Jutta...

... über ihren Weg ans isb
... darüber, wie sie als Bau-Ingenieurin Beraterin wurde
... über prägende Erlebnisse mit Bernd Schmid
... über ihr Berufsthema "integrative Beratung" und ihr Lebensthema, Gegensätze zusammenzubringen
... über das Symposium isb Nord und ihre Rolle als Mitinitiatorin
... und darüber, was für sie ein großer Erfolg ist

 

Andrea, wie geht es Dir? Du kommst direkt aus dem Baustein?

Mir geht es sehr gut. Ich komme gerade aus dem Urlaub, bin super erholt und voller Energie, und diese Energie geht direkt in den Baustein. Wir sind mit Macht in Kontakt...

Eines Deiner Themen – Macht?

Auch. Da kommt man nicht dran vorbei, wenn man in unseren Kontexten und Bezügen arbeitet. Die Frage ist immer, wie explizit oder implizit.

... über ihren Weg ans isb

Erzähl, wie bist Du ans isb gekommen?

Ich war an einem Punkt in meinem Berufsleben, an dem ich mit meinem Tun sehr gehadert habe und mit dem Tun, wie wir als Beratungsorganisation Beratungsthemen und –projekte bearbeitet haben. Wir bekamen auch Rückmeldungen aus den Kundensystemen, die ich zu Anfang gar nicht verstehen konnte: Mitarbeiter aus diesen Kundenorganisationen, die mich gar nicht kannten, kamen zu mir, standen auf einmal vor meinem Schreibtisch und fragten: „Frau Mikoleit, haben Sie mal ein paar Minuten?" Und aus diesen paar Minuten entwickelte sich dann häufig ein ganz langes Gespräch. Sie erzählten mir ihre Sorgen und Nöte, dass sie vieles, was gerade passierte, nicht verstanden und baten mich um Orientierung. Sie sagten:„Wir haben das Vertrauen, dass Sie nicht nur auf der Zahlenebene unterwegs sind, sondern uns helfen können, das hier alles zu verstehen.". Damals verstand ich das alles selbst noch nicht ganz und beriet mich mit meinem Mentor, der mich ans isb schickte mit den Worten: „geh ans isb.. Du hast da eine Gabe, nutze sie, entwickle sie - dann wirst du es verstehen und es wird dir alles Sinn machen." Und so war´s.

... darüber, wie sie als Bau-Ingenieurin Beraterin wurde

Du warst bei einer der großen Unternehmensberatungen Deutschlands und merktest: so willst du das nicht, wo auch die Kunden merken, da fehlt etwas, das ist nicht das, was wir eigentlich brauchen?

Ich möchte es überhaupt nicht an diesem Beratungshaus festmachen. Das war einfach die Art, wie Beratung vor 20 Jahren funktionierte. Die Aufträge sind auch heute genau dieselben, nur hoffe ich, dass wir uns an vielen Stellen in unserer Profession weiterentwickelt haben und Beratung anders gestalten, sie anders leben und darauf bauen, dass die Menschen innerhalb dieser Systemen auch das Beste wollen für ihre Organisation. Unsere Aufgabe heute sehe ich darin, diese Menschen darin zu befähigen und zu unterstützen, selbst diese Leistung für ihre Organisation zu erbringen und ihnen gleichzeitig Halt, Sicherheit und Orientierung zu geben.

Unsere Aufgabe heute sehe ich darin, Menschen in Organisationen darin zu befähigen und zu unterstützen, selbst diese Leistung für ihre Organisation zu erbringen und ihnen gleichzeitig Halt, Sicherheit, Zugehörigkeit zu geben. Natürlich unterstützen wir auch weiterhin mit Wissen und Erfahrung – aber es ist eine völlig andere Art der Arbeit und Zusammenarbeit, basierend auf Systemdenken und Augenhöhe. Aus meiner Sicht ist das eine wesentliche Weiterentwicklung, die hoffentlich inzwischen an vielen Stellen passiert ist.

Wieso bist Du als Bau-Ingenieurin in eine Unternehmensberatung gegangen? Ungewöhnlich...

Tja, ich war nach dem Studium der Meinung, dass ich auf der Baustelle arbeiten würde oder im Ingenieurbüro. Ich hatte ein großes Praktikum bei Hochtief gemacht, in Athen, auf dem Athener Flughafen, der damals gebaut wurde, und eigentlich lag meine Bewerbung schon in der Schreibtischschublade. Ich wollte nach meinem Studium wieder dorthin, und das hätte auch geklappt... und dann haben mich ein paar Kommilitonen überredet, mit ihnen einmal zu einem Absolventenkongress zu fahren, und dann bin ich da mit... Damals ging es der Baubranche nicht so gut, es gab gerade drei Baufirmen von diesen über hundert Ausstellern, einer davon war Hochtief, mit denen hatte ich eh schon alles beredet, und so bin ich dann einfach so über dieses Messegelände geschlendert und auf diese Beratungshäuser gestoßen. Eine knappe Woche später hatte ich einen Arbeitsvertrag unterschrieben.
So ungewöhnlich ist das gar nicht. Neben ihren BWLern, Juristen, Steuerberatern suchen Beratungshäuser immer auch ein paar „Exoten" aus anderen Fachrichtungen. Bei uns gab es einen Bereich, der sich mit Bau, Technik und Immobilien beschäftigte. Und dort saßen neben den ganzen Kaufleuten auch ein paar Ingenieure, die ihre technische Expertise in die Arbeit mit einbringen sollten.
Hinzu kam dann aber ein weiterer Zufall. Damals haben junge Berater nicht starr in ihrem Bereich gearbeitet, sondern man hat sie einmal da und einmal dorthin geschickt, um etwas zu lernen oder andere Bereiche zu unterstützen.

Meine ersten Projekte waren Restrukturierungsprojekte, es ging also um Organisationen, die in echten, tiefgreifenden Veränderungsprozessen steckten. Dieses Thema und ich, wir haben zueinander gefunden und sind zusammengeblieben."

Dein Mentor sagte Dir dann: geh ans isb, dort bekommst Du, was Du brauchst...

Ja, an Ergänzung zu meiner eigenen Fachlichkeit. Das war damals im Coaching-Curriculum mit Conny, Andreas, Dörthe, Wolfram, die ich alle sehr verehre. Da konnte ich gut andocken – in unterschiedlicher Art und Weise, und das hat natürlich etwas mit eigenen Präferenzen und Prägungen zu tun, ich bin eben auch ein struktureller, analytischer Mensch.

... über prägende Erlebnisse mit Bernd Schmid

Was sind prägende Eindrücke am isb und mit Bernd?

Ich hatte von Bernd vor meiner Ausbildung ein paar Audios gehört und wusste noch nicht so richtig, wie mir das taugt. Ich fand es am Anfang einfacher zuerst einmal an meine Lehrtrainer anzukoppeln und von ihnen zu lernen. Das „Aha-Erlebnis" mit Bernd, das kam erst viel später. Zuerst brauchte ich mehr Futter und Erfahrung darüber, wie hier gelernt wird und wie es hier ist, das ist ja kein „normales" Seminar, das ist eine wirkliche Lebensschule, und da muss man sich erst einmal hindurchbewegen, bevor man richtig genießen und aufnehmen kann, was man von Bernd dann lernen kann. Damals waren es die Beratungen. Als ich verstanden habe, wie Bernd berät, fand ich es genial, aber, wie gesagt, ich musste es erst einmal verstehen. Und jetzt schätze ich es über alle Maßen. Ich habe hier am isb angefangen als die letzte Lehrtrainerin in der alten Gruppe, und Bernd hat mir damals gesagt: ich biete dir meine Unterstützung an. Wenn du etwas brauchst, Reflexion, oder wenn du etwas besprechen möchtest, dann stehe ich Dir zur Verfügung. Du bist wahrscheinlich die letzte Lehrtrainerin, der ich das noch so aktiv anbieten kann und möchte. Und das tut er bis heute: fast jeden Abend, wenn mein Baustein vorbei ist, so viertel nach sieben, sitzt Bernd in der Küche und guckt, ob ich komme oder nicht. Wenn ich komme, ist es gut, wenn ich nicht komme, ist es auch gut. Es ist kein Zwang, keine Verpflichtung, aber er ist DA! Er ist da, er nimmt es ernst, und er nimmt sich Zeit. Dann gibt´s ein Glas Rotwein und eine Brotzeit, und wir haben unglaublich tolle Gespräche. Ich kann viel mitnehmen und bin ihm dafür einfach sehr, sehr dankbar für dieses „Er ist da".

Wie wurdest Du Lehrtrainerin?

Ich wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. Und auch das brauchte ein bisschen Verknüpfung: was ist der Teil, den ich beitragen kann? Der vielleicht komplementär ist und der interessant ist für die Teilnehmer? Denn wenn man hier anfängt als junge Lehrtrainerin, dann sieht man zuerst einmal wahnsinnig große „Schuhe", in die man reinwachsen soll.

... über ihr Berufsthema "integrative Beratung" und ihr Lebensthema, Gegensätze zusammenzubringen

Und was kannst Du beitragen? Was ist Dein Thema, Dein Pfund, das Du hier besonders einbringst?

Mein Thema ist integrative Beratung. Mein Lebensthema ist, Gegensätze zu verbinden, Themen, die erst einmal gegensätzlich sind und für die es abwegig erscheint, sie zusammenzubringen – aber dann erkennt man, dass es total Sinn macht sie zusammenzufügen weil es am Ende der intelligentere Weg ist. Beruflich manifestiert gibt es dazu erfreulicherweise auch einen Begriff, und der heißt „integrative Beratung". Das bedeutet, auf der einen Seite gibt es die Fachberatung, und die wird es auch immer geben, die wird gebraucht, die ist notwendig und relevant. Und auf der anderen Seite gibt es eine intelligente, wertschätzende Form, Systeme und ihre Veränderungen zu begleiten.

Was wir bisher am Markt erleben, ist oft ein „Entweder-oder", und das ist eigentlich die falsche Frage. Die richtige Frage ist: wie fügen wir Fachlichkeit und Veränderungsbegleitung auf eine gute Art und Weise zusammen? Dafür bin ich in der Welt und am isb, um hierfür gute Formen zu finden und wichtige Beispiele zu liefern."

Du sagst, Deine Leidenschaft ist es, Welten zu verbinden, die systemische mit der leistungsorientierten, die technische mit der kaufmännischen und die Welt der Organisation mit der des Individuums. Ist die systemische komplementär zur leistungsorientierten?

Eine ganz explizit ausgesprochene Wahrnehmung von Beratungsprojekten ist immer noch so: Wir machen hier jetzt mal ein effizientes Projekt: Aufbauorganisation. Prozesse. Strategie. Die ganzen großen Themen. Und komplementär dazu: Ach da hinten sind ja noch die Typen, die die Bäume umarmen – was machen die hier eigentlich? Das ist ein großer kultureller Diskurs, den wir hier führen müssen. Wir müssen sagen, nein, hier geht es nicht um Bäume-umarmen, sondern das Ziel ist, das System leistungsfähiger zu machen. Natürlich geht es um Leistung, niemand verändert eine Organisation nur zum Spaß. Aber wenn man weiterdenkt, ist es nur logisch – und wichtig - den Menschen in die Gleichung der Veränderung mit einzubeziehen. Dennoch ist die Abwehrhaltung groß. Und das tatsächlich auf beiden Seiten. Ich habe mehrere Beispiele miterlebt, wo Berater unterschiedlicher Professionen, also Fach- und Veränderungsberater, versucht haben, in Annäherung zu gehen und es keinen echten Zusammenschluss gab. Die Strategieberater sagten „Ihr Bäumeumarmer, warum macht Ihr mir hier mein schönes effizientes Projekt kaputt, ich kann Euch hier gar nicht gebrauchen, Ihr seid hier mein Klotz am Bein". Und die Veränderungsbegleiter sagten, „An die Ethik und Grundhaltung, mit der Ihr in so eine Organisation einsteigt... da können und wollen wir uns überhaupt nicht anschließen. Da sind wir raus."

Und Du bist als Kulturentwicklerin verbindend zwischen den Fronten?

Ich bin nicht aktiv in der Steuerung gewesen in diesen Annäherungsversuchen. Wo ich wirksam bin und Bühnen oder Projekte habe, ist an den Schnittstellen, wo es irgendjemanden gibt im Unternehmen, der begriffen hat, dass man bestimmte Dinge umfassender und intelligenter denken kann. An diesen Stellen bin ich ein guter Katalysator.

Für jede dieser Seiten bin ich selbst ein Beispiel: ich bin selbst technikaffine Ingenieurin, Analytikerin, habe selbst eine umfassende kaufmännische Ausbildung, kann also zwischen technischer und kaufmännischer Seite vermitteln, was häufig schwierig genug ist. Ich habe sowohl eine klassische Beratungs-Sozialisierung als auch eine systemische Sozialisierung, mit dem Wunsch, Dinge aus vielen Perspektiven zu sehen. Ich kann effizient Bäume umarmen."

Zu Deiner Frage nach leistungsorientiert versus systemisch: ja, ich stelle diese Begriffe zuerst einmal als Polarität auf, um dann zeigen zu können, wie es zusammengehört: Auf der einen Seite sind das Hard Facts und auf der anderen Seite sind das weichere und schwer messbare Faktoren. Ich bin überzeugt davon, dass ein System nur dann leistungsfähig sein kann, wenn wir dafür sorgen, dass beide Seiten (miteinander) gut funktionieren können. Und wenn wir zeigen, wie sie einander bedingen. Das ist der Unterschied, den ich einbringen kann.

Du hast vorhin gesagt, Du seist das lebendige Beispiel dafür?

Richtig. Ich musste für mich selbst darin erst einmal Sinn finden und Sinn daraus entwickeln. Wenn ich vor 15 Jahren auf einer Party gefragt wurde: „Und, was machst Du so?", dann nuschelte ich irgendwas von „Unternehmensberatung" und lenkte sofort ab mit einer Gegenfrage. Ich hatte lange das Gefühl, zu fragmentarisch unterwegs zu sein und wusste noch nicht, wie sich das alles fügen würde. Das ist jetzt anders. Jetzt kann ich Dir ausführlich erklären, warum Integrative Beratung für mich die einzig logische Form der Beratung ist. Das musste ich lernen, und das musste ich vor allem aushalten. Ich glaube, das ist mit ein Grund, warum es so wenige Menschen am Markt gibt, die so denken. Denn wir sind meist in der ein oder anderen Richtung sozialisiert, im Bildungssystem, in der Art und Weise, wie wir studieren, in der Art und Weise, wie wir arbeiten - und dass es da Leute gibt, die schon auf beiden Seiten des Ackers gegraben haben und dort auch immer wieder und immer tiefer graben wollen, das ist nicht so häufig.

Was ist Deine Vision?

Dass es diese Frage: „Brauche ich eine Fachberatung oder eine Veränderungsberatung?" irgendwann nicht mehr gibt. Sondern dass klar ist, dass beide Richtungen ganz natürlich zusammen gehören – in Form der Integrativen Beratung, sozusagen als Dritte Seite der Medaille. Nur, der Weg dahin ist noch weit, darüber bin ich mir im Klaren. Es sind kleine Beispiele, die wir geben, kleine Pflänzchen, die wir pflanzen können, die wachsen und sich vermehren können. Und darum ist das isb als Multiplikator auch so wichtig, denn die Teilnehmer der Curricula fangen meist sehr schnell Feuer für diese Idee und tragen sie weiter in ihre Organisationen. Was Schöneres kann ich mir doch gar nicht wünschen.

... über das Symposium isb Nord und ihre Rolle als Mitinitiatorin

Das Weitertragen dieser Idee... Du hast ja in Bezug auf das isb noch eine weitere Rolle: Du bist Mitinitiatorin des Symposiums isb Nord, am Anfang nanntet Ihr es noch „Initiative Nord".

Das war einfach dran. Hier kam meine analytisch-strategische Seite zum Zug, dass ich schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt, als ich hier am isb war, mit Thorsten ins Gespräch kam, dass wir die Kultur und den „Spirit" des isb auch im Norden brauchen, denn dort gibt es Menschen, die sich dafür interessieren, die mich danach fragen, was ich hier mache. Der Norden ist groß und das, was das isb verkörpert und anzubieten hat, kommt bei uns „da oben" noch nicht an. Und in ähnlicher Form hörte Thorsten das auch noch von Anke und von Carolin.

Ihr drei kanntet Euch schon?

Nein, gar nicht, Thorsten stellte uns auf dem Mastertreffen einander vor. Dann setzten wir drei uns zusammen und dachten darüber nach, was wir uns für den Norden wünschen. Für uns war es eine Art berufliches Heimatgefühl, das wir am isb hatten. Daraus entsprang dann die Idee zum isb Nord. Aber wir wussten gar nicht, ob sich unser Gefühl mit dem der vielen Nord-Alumni deckte. Daher entstand zunächst ein Beteiligungsprozess mit der Frage: Ihr bzw. wir da oben im Norden, die wir mittlerweile ganz schön viele isb-Alumni sind, was wünschen wir uns denn eigentlich? Und es kam sehr schnell heraus: es ging auch den Anderen um dieses Stückchen isb-Heimatgefühl. Die Art, wie wir miteinander denken und arbeiten, das wollten wir auch im Norden stärker erleben. Dabei ging es also nicht um die nächste Peergroup. Das Ziel war etwas Größeres, das uns mehr zusammenschweißt. So entstand die Idee vom Symposium: einmal im Jahr gibt es diese Bühne und diesen Raum mit der gewohnten Arbeits-Kultur. Wir kommen zusammen, bewegen co-kreativ aktuelle Themen, inspirieren und vernetzen uns. Und wir haben auch noch viel Spaß dabei!

Du als Verbindende. Wie ist Dein Resümee zwischen zweitem und jetzt dem kommenden dritten Symposium?

Ich glaube, es ist uns gelungen, die Kulturelemente, die uns hier in Wiesloch wichtig sind, tatsächlich im Norden sichtbar werden zu lassen, sie „einzupflanzen": wir wollen miteinander lernen, wir wollen miteinander arbeiten, es ist keine kommerzielle Hochglanzveranstaltung, sondern wir haben einen Ort im Norden, an dem wir isb Kultur direkt umsetzen. Das ist ein Erfolgserlebnis. Für die Alumni im Norden ist es erfreulich, dass dies auch einmal in ihrer Nähe stattfindet. Und wir haben die Veranstaltung mittlerweile für Nicht-isb´ler geöffnet und erfahren auch hier reges Interesse und Zulauf.

Das bedeutet, sie können gut andocken...

Ja, allerdings. Wir hatten im Vorfeld ein bisschen Sorge, ob wir diesen Spagat gut hinbekommen, dass wir gerne frische Ideen und Impulse einladen möchten und eben nicht abgeschottet „unter uns" vor uns hin workeln – aber gleichzeitig isb-Kultur leben wollen. Wir wussten nicht, wie Menschen, die noch überhaupt nicht mit dieser Kultur in Kontakt waren, das finden und andocken würden. Bisher haben wir viel gute Resonanz bekommen: es ist für sie häufig „anders" und sie beschreiben es als „sehr bereichernd". Sie können vieles direkt nehmen und in ihrer Profession umsetzen. Mehr geht nicht.

... und darüber, was für sie ein großer Erfolg ist

Ein großer Erfolg in Deinem Leben?

Dass es tatsächlich passiert, dass sich aus meiner Suchbewegung und der Frage „wie gehören meine verschiedenen beruflichen Perspektiven zusammen" ein ganzes Bild zusammenfügt, in Projekten, in realer Arbeit, hier in den Bausteinen. Und dass dieses Bild so viel positive Resonanz findet. Ich hätte mir vor 15 Jahren nicht träumen lassen, dass ich mich irgendwann so angekommen fühlen würde in meiner Profession.

Andrea, ich danke Dir sehr für das Gespräch.

 

Stöbern bei Andrea Mikoleit

Andrea Mikoleit hat zusammen mit Bernd Schmid das Buch "Und der Haifisch, der hat Zähne - Umgang mit Macht, Angst und persönlicher Stärke" geschrieben.

Eine Leseprobe können Sie hier herunterladen.
Das ganze Buch finden Sie auf dem isb campus.