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"Verbirgst Du Deinen Schatten, schwindet Dein Licht"
Thorsten Veith "auf einen Espresso mit Andreas Kannicht"
Thorsten Veith und Andreas Kannicht sprechen bei einem Espresso über die Lehrtrainerrolle, Selbststeuerung, systemische Theorie und Praxis sowie aktuelle Entwicklungen im Feld.
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"Wissenswertes über Andreas Kannicht"
seit 2001 |
Selbständiger Lehrtrainer und Berater. Lehrend tätig für: - Saarländische Gesellschaft für Systematische Therapie (SGST) - Wieslocher Institut für Systemische Lösungen (Wisl) - isb Wiesloch - Katholische Fachhochschule Mainz (KFH) |
1995 - 2001 | Gesamtleiter der Rhea Westpfalz (SPZ, Heilpädagogischer Kindergarten, Schule für Körperbehinderte, Tagesförderstätte, Wohnheime, Ambulanter Dienst) |
1988 - 1994 | Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums/Frühförderzentrums der Reha Westpfalz, Landstuhl |
1977 - 1988 | Forschung und Lehrtätigkeit an der Universität Würzburg |
Andreas Kannicht, Bernd Schmid (2015): Einführung in systemische Konzepte der Selbststeuerung
Rudolf Klein, Andreas Kannicht (2011): Einführung in die Praxis der systemischen Therapie und Beratung
Beiträge in: Armin Rohm (2015): Change-Tools. Erfahrene Prozessberater präsentieren wirksame Workshop-Interventionen
Bernd Schmid, Oliver König (Hrsg.) (2014): Train the Coach: Methoden. Übungen und Interventionen für die professionelle Weiterbildung von Coachs, Teamcoachs, Change-Agents, Organisationsentwicklern und Führungskräften
Christopher Rauen (2013): Coaching-Tools II. Erfolgreiche Coaches präsentieren Interventionstechniken aus ihrer Coaching-Praxis
Jan V. Wirth, Heiko Kleve (Hrsg.) (2012) Lexikon des systemischen Arbeitens. Grundbegriffe der systemischen Praxis, Methodik und Theorie
1979/1983 |
Diplom-Pädagoge/ Dr. phil. |
2001 |
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut |
1986 |
Systemischer Therapeut (IGST) |
1990 |
Lehrtherapeut der Systemischen Gesellschaft |
1994/1996 |
Ausbildung: Management in sozialen Organisationen (KFH), EFQM-Assessor
|
Führungskräfte aus Profit- und Nonprofitunternehmen, Beratung von Kliniken, Banken, sozialen Einrichtungen.
„Ich fühle mich tief im Systemischen verankert und als einer derer, die die Sozialisation als Systemiker von Beginn an mit gemacht haben. Mit einem Bein stehe ich auf der systemischen Theorie, mit dem anderen auf der Praxis. Und mich hat von Anfang an interessiert: Wie lässt sich der systemische Ansatz nicht nur im therapeutisch beraterischen Kontext, sondern auch im organisationalen Bereich leben und etablieren?"
Andreas Kannicht ist Pädagoge und er ist durch und durch Systemiker. Er ist Praktiker, dabei gleichzeitig der „Theoretiker unter den Praktikern" und stets auf der Suche nach handlungsweisenden Fundamenten. Er ist Coach und Berater, lehrt an verschiedenen Instituten, war jahrelang als Führungskraft und später in reiner Managementfunktion aktiv und ist nun schon seit vielen Jahren auf verschiedenen Bühnen selbständig tätig. Und Andreas ist Familienmensch und Vater.
Laura Sobez hat im Interview mit Andreas über für ihn Wesentliches und wichtige Stationen gesprochen.
Wie war Dein beruflicher Weg hin zum systemischen Arbeiten, lieber Andreas?
Und wie bist Du ans isb gekommen?
Was ist Dir besonders wichtig bei der Arbeit mit Menschen?
Und was ist für Dich typisch als Lehrtrainer, lieber Andreas?
Gibt es ein großes "Learning" für Dich hier am isb?
Und hast Du Lieblingsmodelle, Herzensthemen bei Deiner Arbeit hier?
Ganz allgemein: Was waren wichtige Bücher für Dich, Andreas?
Und sonst? Was gibt es noch zu erzählen?
Typisch Andreas! Stimmen aus den Reihen des isb
Stöbern bei Andreas Kannicht
Ich habe über Günther Bittner, Bernd Schmid und Gunthard Weber schon sehr früh vom systemischen Arbeiten erfahren. Damals gab es in Deutschland noch keine Ausbildungsgruppe. Das war am Übergang der 70er zu den 80er Jahren. Ein Dachverband wurde erst später gegründet. Und ganz zu Beginn? Ich glaube ich habe einfach als junger Mann nach etwas gesucht, was die gängigen Denkstrukturen hinterfragt und die Welt mit querdenkerischen Paradigmen zu erklären versucht.
Sein Vater war Journalist, seine Mutter Hausfrau. Lachend erzählt Andreas, dass sein Abitur zu schlecht war für ein Numerus Clausus Fach und deshalb Diplom-Pädagogik „übrig blieb". Nach dem Vordiplom hat er dann einen Platz in Psychologie, merkt zu diesem Zeitpunkt aber bereits, dass die akademischen Wissenschaften und Paradigmen, sowie die daran orientierte Psychologie gar nicht das sind, was er gesucht hatte. Andreas fühlt sich in der Pädagogik besser aufgehoben, auch weil sein Professor Lehranalytiker ist. Bei ihm promoviert Andreas dann auch zu „Psychoanalytischen Theorien des Jugendalters".
Nach einiger Zeit in Lehre und Wissenschaft an der Universität begegnen Andreas die systemischen Ansätze der Mailänder Schule und auch Paul Watzlawick spricht ihn mit seinen Axiomen sehr an.
„Obgleich es eine Möglichkeit gewesen wäre wusste ich recht schnell: Die klassische wissenschaftliche Unikarriere war nicht mein Weg. Ich hatte das Gefühl, hier eher Gegenwind zu erfahren, und ich war auf der Suche nach einem Weg mit Rückenwind."
Zu dieser Zeit hat Andreas wie er erzählt schon seinen ersten Sohn und steht vor der Frage, die Qualifizierung zum Analytiker zu machen: „Die war so aufwändig und teuer und das Systemische war damals schlanker und attraktiver. Also habe ich die systemische Ausbildung durchlaufen und 1985 meinen ersten Kurs bei Klaus Deissler in Marburg besucht, einer der frühen Systemiker in Deutschland, die bereits als Ausbilder auftraten. Das war damals nur eine Handvoll Menschen"
Im Aufbaukurs lernt Andreas dann sogar bei den Mailänder Systemikern Luigi Boscolo und Gianfranco Cecchin. Ab diesem Zeitpunkt bildet Andreas sich systemisch weiter, wesentlich ist hier auch über 10 Jahre sein PeerGroup, mit der er gemeinsam entwickelt und weiterdenkt und mit der er sich mehrfach im Jahr trifft:
„Über Jahre haben wir uns supervidiert und uns immer wieder gefragt: Was heißt denn nun systemisches Denken für unsere unterschiedlichen Arbeitsfelder?"
1988 schließt Andreas Kannicht sich einer Supervisionsgruppe im Saarland an. Diese Gruppe lädt Gunther Schmidt und Helm Stierlin zu öffentlichen Veranstaltungen ein, die großen Zuspruch erfahren. So entsteht die Idee, selbst Menschen auszubilden, noch bevor es einen Dachverband gibt und das Saarländische Institut für Systemische Therapie und Beratung wird gegründet. Erst einige Zeit später wird von den damaligen ersten systemischen Ausbildungsinstituten der Dachverband, die „Systemische Gesellschaft", gegründet.
„Wie kann ich andere beraten? Was beschäftigt andere Menschen? Welchen Beitrag kann ich hier leisten? Das waren und sind für mich leitende Fragen."
Nach der Promotion fängt Andreas in Landstuhl bei einer Frühförderstelle an zu arbeiten. Selbst gerade Vater seines dritten Kindes geworden, freut sich Andreas auf die Beratung von Familien. Nach einer Woche wird ihm die Abteilungsleitung angeboten.
„Warum eigentlich nicht? dachte ich mir"
Über die Jahre wächst seine Abteilung, Strukturen verändern sich, und nach sieben Jahren übernimmt Andreas für weitere sieben Jahre die Leitung der gesamten Einrichtung mit über 400 Mitarbeitern. Hier hat er viel über das systemische Arbeiten in Organisationen gelernt erzählt Andreas, und auch Pionierarbeit geleistet.
„Dass systemisch beraten und führen überhaupt nicht dasselbe sind, und wie die systemische Idee sich auf die Organisation übertragen lässt, das waren spannende und neue Erfahrungen, die mich jahrelang begleitet haben und bis heute meine Arbeit und Lehre prägen"
In seiner beruflichen Biografie verbindet Andreas von Anfang an Mensch und Organisation und fragt sich schon früh, wie man systemisch Führung leben kann. Nach 14 Jahren im Beruf möchte Andreas einen neuen Schritt tun in seinem Leben und macht sich selbständig, erzählt er. In diese Zeit fällt auch der Beginn seiner Arbeit als Lehrtrainer am isb, mit dem er von Anfang an persönlich verbunden war. Damals lehrte Andreas bereits an verschiedenen systemischen Ausbildungsinstituten.
So fragt Bernd 1998/1999 ihn denn auch, ob er mit Dörthe Verres, Wolfram Jokisch und Conni von Velasco das Coaching Curriculum übernehmen wolle. Seither ist Andreas Lehrtrainer am isb. Gleichzeitig ergeben sich Lehrangebote an unterschiedlichen Orten und fügen sich für Andreas zu einem stimmigen Ganzen.
„Ich war sehr gerne Führungskraft, hatte aber das Gefühl, dass ich gelernt hatte, viel Verantwortung zu tragen, habe die Organisation finanziell und in Bezug auf die Mitarbeiter geleitet, habe drei Kinder und die Verantwortung als Vater und dachte mir: Es darf auch mal weniger Verantwortung sein, ich darf ein paar Rucksäcke auf dem Rücken ablegen. Und ich wollte weniger arbeiten. Das hat sich nicht sofort erfüllt, erzählt er lachend. Und natürlich: Es war eine Entscheidung mit weinendem und lachendem Auge, die ich nie bereut habe."
Ganz klar: Kontakt auf Augenhöhe. Das ist mir sehr wichtig und das ist auch das, was ich sowohl lehre als auch selbst lebe. Ich bin jemand, der gerne sehr sorgfältig mit Worten an Menschen anknüpft und ich bin auch jemand, der gerne Menschen mit Worten berührt. Wesentlich ist für mich in der Beratung außerdem die gemeinsame Suche nach Sinn für den Klienten. Diese überwiegt die methodischen Tools. Letztere verstehe ich eher als Treppengeländer für den Berater.
„Für mich ist typisch, dass ich ein schlechter Schüler war! Vieles von dem, was fremdbestimmtes Lernen ist und mir unsinnig oder nicht zu mir passend erschien, war für mich immer sehr schwierig.
Mir ist deshalb sehr wichtig, dass Menschen die von mir etwas lernen möchten, dies in einem sehr großen Freiheitskontext tun, ohne Überprüfung und ohne Zwang.
Wer bei mir lernt, hat auch die Freiheit, nicht von mir lernen zu wollen, darf selbst entscheiden, was er mitnimmt. Das ist mir wichtig."
Andreas erzählt, wie wesentlich diese Freiheit aus seiner Sicht für die Motivation beim Lernen ist. Und seine Erfahrung hat ihm gezeigt, dass jeder auch die zu ihm passende Form des Lernens finden muss. Solche Passung herzustellen und auch der individuellen Form den Raum zu geben sieht Andreas als eine seiner Aufgaben als Lehrtrainer. Hier eine respektvolle Haltung zu zeigen, bei der jeder in Ordnung ist wie er ist, und gleichzeitig Angebote zu machen, den einzelnen auf der persönlichen Entwicklung zu begleiten, das ist es worum es für ihn geht.
Was ich am isb gelernt habe im Kern, ist, auch als Berater sich selbst in Beratungen zu zeigen. Systemiker sind oft sehr elegant, widersprechen selten. Bernd hingegen hat auch einen direktiven und klaren Stil, ist konfrontativ. Davon habe ich sehr viel gelernt als Ergänzung.
Andreas steht neben vielem anderen hier am isb sehr für das Thema Selbststeuerung, und hat auch mit Bernd Schmid ein Buch zu diesem Thema geschrieben. Deshalb schmunzelt er bei dieser Frage ein bisschen, denn sein "Lieblingsthema" ist eben gerade kein Modell, sondern vielmehr ein Gerüst, das Modelle und Konzepte rückbindet und einbettet:
Jenseits aller Methoden und Konzepte braucht es eine Kompetenz zu wissen, wann ich welche Methode wie sinnvoll anwende. Dies gilt für die Beratung als solche ebenso wie für eigene Rollen. Methoden erzählen, wie etwas geht, aber nicht, wann es in welcher Form sinnvoll ist, sie zu benutzen. Die theoretische Klarheit, dass eine Methode nicht weiß und nicht wissen kann, wann sie wofür gut ist, sondern nur, wie sie geht, - und dass es hierfür eine zusätzliche handlungsleitende Kategorie benötigt (die Selbststeuerung), das ist aus meiner Sicht eine wesentliche Erkenntnis.
Diese „Selbststeuerung" systematisch als solche zu verstehen, zu lehren und in die Didaktik zu integrieren, gehört zu den Herzensthemen, die Andreas mit dem isb verbinden. Und das Thema Haltung, das für ihn durchgängig in allem systemischen Arbeiten durchtönt.
Ein beruflich prägendes Werk war für Andreas das Buch „Mara Selvini Palazzoli: Paradoxon und Gegenparadoxon", in dem die Mailänder Systemiker neben vielem anderen das zirkuläre Fragen sowie die paradoxe Intervention im Allgemeinen erläutern. Ein wesentliches Buch für Andreas ist außerdem „Das Buch vom Es. Psychoanalytische Briefe an eine Freundin" von Georg Groddeck, berichtet er ohne zu zögern. Der Zeitgenosse von Sigmund Freud begeistert Andreas heute nicht mehr so sehr wegen der Inhalte, sondern wegen der Art, wie dieser quergedacht hat. Das gefällt ihm nach wie vor! „So frech und so lebendig. Ein wichtiges Buch!"
„Ich habe mit rund 30 angefangen Boule zu spielen und tue es bis heute, das sind auch über 30 Jahre! Und ich lese gerne, bin immer auf der Suche nach querdenkerischem."
Als ich Andreas Kannicht zum Schluss nach seinem Lieblingsessen frage, lacht er herzlich, denn als Kind war er wie er selbst sagt „sehr eingeschränkt", was Essen anging:
„Sandkuchen und Nudeln. Das war mein Essen. Und ich weiß noch, wie man früher gerne zu mir sagte: „Uff Deine Ribbe kamma ja Klavier schpiele!"
Vielen Dank, lieber Andreas, für das bereichernde, lehrreiche und sympathische Gespräch mit Dir. Es hat mir viel Freude gemacht!
Bescheiden
Klug und belesen
Zugewandt und menschenfreundlich
Wortgewandt
Unkompliziert im Umgang
Besonnenes Wesen
Stille Wasser sind tief
Klare Sprache, klarer Blick
Ihm kann man vertrauen!
Struktur und Analyse
warm
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Andreas Kannicht über Auftragsklärung
Wolfram Jokisch und Andreas Kannicht im Gespräch über "Agiles Coaching" 2017:
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