In unserer Entwicklungswerkstatt entstehen neue Konzepte und Modelle, die über Jahrzehnte hinweg schlüssig und wirksam sind.
» mehr erfahren
Lernen als Prozess geht auch nach der Ausbildung weiter. Deshalb agieren wir als Netzwerkorganisation.
» mehr erfahren
Zentrale Säule des isb ist das Angebot von Weiterbildungen als Akademie und Professionalisierungsinstitut.
» mehr erfahren
Lara Patzwald, Praktikantin am isb, war mit dabei bei der Orientierungs- und Lernwerkstatt für junge Erwachsene, dem Angebot der Schmid Stiftung. Hier ihr Bericht.
Das Haus „Mi Camino", liegt in der Nähe von Herzhausen, einem kleinen, verschlafenen Ort im Nationalpark „Kellerwald". Am Bahnhof angekommen, traf ich direkt mit den anderen Seminarteilnehmern zusammen. Aufgrund der aktuellen Krise waren wir sieben statt zwölf - eine sehr überschaubare Runde.
Judith Schmid, die Leiterin des Seminars, schlug vor, zu Fuß zum Mi Camino zu laufen. Das Gepäck nahmen die zwei von uns mit, die mit dem Auto angereist waren.
Schon vom ersten Moment an spürte ich das Gefühl von Offenheit in der Gruppe – Offenheit sowohl füreinander als auch für all die Erfahrungen, die wir in den nächsten zwei Tagen miteinander teilen würden. Wir kamen sofort untereinander ins Gespräch und ehe wir das Haus erreicht hatten, hatte ich mich mit jedem aus der Gruppe schon einmal kurz unterhalten. Die meisten von uns hatten gerade ihr Abitur abgeschlossen, aber es gab auch Teilnehmer, die noch nicht mit der Schule fertig oder ganz im Gegenteil schon ein paar Jahre raus waren. Spannend war auch zu sehen, wie unterschiedlich die Motivationen der anderen gewesen waren, an dem Seminar teilzunehmen: Es gab diejenigen die schon einen konkreten Plan hatten und eher Bestätigung, bzw. einen anderen Blick darauf suchten, und es gab wiederum andere, die fast vollkommen ohne Vorstellung von ihrem zukünftigen Weg angereist waren. Alles in allem waren wir eine sehr durchmischte Gruppe, in der kein Berufswusch zweimal vorkam. Und ich habe das Gefühl, dass wir alle von dieser Inhomogenität sehr profitiert haben.
Das alte Fachwerkhaus Haus mit dem passenden Namen „Mi Camino" war der perfekte Ort für das Seminar. Es war so gemütlich und gleichzeitig scheinbar so wahllos eingerichtet, dass man vom ersten Moment an das Gefühl hatte, sich unbeschwert bewegen zu können und in gewisser Weise „Zuhause" anzukommen.
Das Seminar startete mit einer Kennlernrunde der etwas anderen Art: jeder interviewte die Person neben ihm und stellte sie dann in der großen Runde vor. Die Fragen luden direkt dazu ein, näher über sich und seine Erwartungen bezüglich des Seminars zu reflektieren. Wir konnten sofort privatere Dinge einbringen, dazu gezwungen wurde man aber nicht.
Es folgten weitere Übungen, bei denen wir in Gruppen die eigenen Kernkompetenzen herausarbeiteten. Anschließend versammelten wir uns zum gemeinsamen Abendessen im Wohnzimmer und ließen den Abend ausklingen.
Am zweiten Tag wurde morgens für alle, die frühgenug aus dem Bett kamen, Qigong angeboten. Nach dem gemeinsamen Frühstück beendeten wir die Übung zu unseren Kernkompetenzen und widmeten uns unseren Interessen. Als abschließende Übung für den Tag stand eine Spiegelungsübung an, bei der es darum ging, die Intuitionen über eine Person zu verbildlichen. Dies sollte in Form eines Kaufladens geschehen. Zu Beginn waren wir alle ein wenig unsicher, wie das funktionieren sollte. Am Ende muss ich sagen, dass diese Übung tatsächlich meine liebste war und mir sehr viel gegeben hat. Einerseits war es faszinierend zu sehen, wie viel man durch Intuition über einen fast fremden Menschen weiß - meist, ohne sich das bewusst zu machen. Andererseits hatte ich das Gefühl, dass wir alle noch näher zusammengerückt waren. Es hatte sich das angenehme Gefühl eingestellt, sich schon eine Weile zu kennen, obwohl es strenggenommen nur 1,5 Tage gewesen waren.
Der dritte Tag sollte dazu dienen, die gesammelten Eindrücke zu konkreten Ideen zu verarbeiten. Aus diesem Grund begannen wir jeweils in Teams nach Studiengängen, Ausbildungsplätzen, Praktika oder Städten zu recherchieren. Das half besonders denjenigen aus der Gruppe weiter, die ohne feste Idee zu dem Seminar gekommen waren. Am Ende der zwei Tage hatten alle das Gefühl, dass ihnen das Seminar etwas Wichtiges gegeben hatte – sei es eine konkrete Vorstellung von der eigenen Persönlichkeit, den Fähigkeiten und Interessen oder eine konkretere Vorstellung von dem eigenen Zukunftsweg. Auch für mich hat sich das Seminar in jeder Hinsicht gelohnt – wegen der Erfahrungen und der neuen Perspektiven, aber auch wegen der wundervollen Menschen, die ich kennenlernen durfte und die mich ein Stück weit mit in ihre Welt genommen haben. Die zwei Tage haben sich für mich auch eher wie eine Woche angefühlt, so viele Eindrücke habe ich in diesen 48 Stunden gesammelt.
Es tat ein bisschen weh, sich wieder in alles Himmelsrichtungen zu verstreuen und auch das gemütliche Haus irgendwo im nirgendwo hinter sich zu lassen.
Danke Lara, für den schönen Bericht!
Alle Informationen über die "Startbahn" findet Ihr hier auf der Webseite der Schmid Stiftung.