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Abnehmen und Change

Ich bin seit Jahresbeginn im Ruhestand und ich genieße es, fast keine beruflichen Verpflichtungen mehr zu haben. Ich habe jetzt auch Kraft für die Entscheidung gefunden, in der  Fastenzeit ein paar überflüssige Kilos los zu werden.

Da gibt es die Wunderdiäten jeglicher Couleur, die versprechen, ohne Umstellung der Lebensgewohnheiten abzunehmen. Glaub ich nicht und Geld dafür ausgeben, tu ich erst recht nicht. Außerdem, selbst wenn es in der Ausnahmesituation funktioniert, tut es das noch lange nicht nachhaltig und im Alltag. Den Yo-Yo-Effekt kennt jeder.

Ich glaube weniger an „falsche“ Motivationen, die sich durch Therapie ändern und das fettträchtige Verhalten von selbst aufhört. Wer allein darauf setzt, kann meist lange auf Verhaltensänderung warten. Ich glaube eher an eingeschliffene Gewohnheiten, eigene, die zu ändern ich im Stress keine Kraft habe und Gewohnheiten meines Umfeldes, die mir Auslöser und Duldung für ungesundes Verhalten bieten. Beides zusammen ändern scheint mir am aussichtsreichsten. Klar brauche ich Kraft und Motivation, meine Gewohnheiten überhaupt umstellen zu wollen, aber dann entscheidet das Identifizieren und nachhaltige Umstellen dieser Gewohnheiten, zunächst mit Blick auf meine Selbststeuerung, aber dann eben auch mit Blick auf die Gewohnheiten der mich umgebenden Systeme, ob sie Änderung eher unterstützen oder eher Rückfall begünstigen.

Also für 7 Wochen Alltagsgewohnheiten umstellen: Viel Sport, kein Alkohol, keine kalorischen Getränke (auch keine Säfte) und Intervallfasten (mäßiges Mittagessen, 7 Std später leichtes Abendessen, dann 16 Std. Pause, Heilerde zur Darmkultur-Pflege). Einfache Dinge, die so auch danach im Alltag ganz oder teilweise beibehalten werden können oder zu denen man nach „Ausnahmen“ problemlos zurückkehren kann. Kein Heldentum, kein Schwarz-Weiß-Denken, eher einfache aber klare Prinzipien und nach „Rückfällen“ in diese Spur zurückkehren. Möglichst keine Events, die mit Essen und Trinken verbunden sind, lieber gemeinsam was tun, und jeder organisiert Essen für sich. Denn: „In Momenten höchster Anfechtung, ist körperliche Abwesenheit einfacher als eine moralische Kraftprobe!“

Ein Archiv mit weiteren Blogbeiträgen von Bernd Schmid finden Sie hier.

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Bernd Schmid


Das ging dann zunächst auch flott. 3 Kilo in 2 Wochen. Meine Erfolgsphantasien begannen zu wuchern. Warum nicht gleich 10 Kilo, wenn es so einfach geht. Nochmal 1 kg in der dritten Woche, dann eine Woche kein Fortschritt. Dabei bin ich recht konsequent gewesen. Vielleicht habe ich zu streng agiert und mein Körper hat gemerkt, dass ich ihm an die Vorräte will und begonnen durch Sparprogramm dagegen zu halten. Vielleicht war auch einfach ein Plateau erreicht.  Auf dem Weg „rauf im Gewicht“ gab es ja auch Phasen, in denen übermäßiges Essen nicht gleich mit Gewichtszunahme beantwortet wurde. Jetzt halt auch umgekehrt. Aber es ist eine eigene Herausforderung, die überschäumenden Erwartungen wieder abzubauen und geduldig beim Programm zu bleiben bis der Körper sich dann auf ein neues Funktionsniveau einlässt. Man kann sich in dieser Phase auch nicht als Erfolgsmensch in Szene setzen, eher als Geduldsmensch, der auch ohne ständige Befeuerung mit Begeisterung durchhalten kann, was er richtig findet.

Und was hat das Ganze nun mit Change in Organisationen zu tun?
Es sind die Parallelen: Ständig sind neue Wundermittel auf dem Markt und heizen die Hoffnung an, man könne ohne ernsthafte Bemühung, stattdessen gegen teures Geld doch die Änderung hinkriegen. Überall begegnen einem einseitige Perspektiven aufblähende Behauptungen, woran das Verharren in überkommenen Mustern liegt und wie man davon loskommt.
Und es muss bei den Entscheidern die Bereitschaft reifen, ernsthaft zunächst „kleine Brötchen“ zu backen, entsprechend dem Reifegrad und den verfügbaren Ressourcen und dem Durchhaltevermögen der Beteiligten. Und die Beteiligten müssen in ihren Bemühungen einen Sinn sehen und sich gewürdigt fühlen.

Maßnahmen sollten die Einübung neuer Gewohnheiten ins Auge fassen und das können in Systemen Einzelne nicht leisten, auch dann nicht, wenn sie über viel Macht und Engagement verfügen. Einzelne haben selten die Kraft, Veränderungen gegen die Gewohnheiten ihrer Mitspieler durchzusetzen, selbst dann nicht, wenn alle das im Prinzip wollen. Wesentliche Spieler im System sollten die neuen Gewohnheiten gemeinsam und in lebensnahen Zusammenhängen aufbauen und einüben. Und die Maßnahmen sollten so sein, dass sie im Organisationsalltag gelebt werden  und nach der Maßnahmenphase beibehalten werden können. Sonst schafft man den sog. Transfer nicht.

Na ja, und dann sollte man vorbereitet sein, weiterzumachen, wenn die erste Euphorie verflogen ist und man auf Plateaus der vermeintlichen Nichtveränderung und Gegenströmungen im System stößt. Schön wäre natürlich auch, wenn die Leitfiguren nicht gleich das Interesse verlieren, wenn es länger dauert, man „zu Fuß gehen “ und auch mal eine Durststrecken durchhalten muss. Solche Plateaus könne nervig lange sein und man sollte dran bleiben, auch wenn sich an der Oberfläche lange nichts tut. Im isb-Phasenschema der Krisenentwicklung nennen wir das Phase der „verdeckten Neuintegration"[1]. Oft ist man dann vom Ausmaß der offenen Neuintegration sogar positiv überrascht. Aus den Gewohnheiten braucht man halt meist genau so lange raus wie rein.

Noch zwei Wochen und ich bin guter Hoffnung erstens unter ein nun niedriges neues Höchstgewicht (mit etwas Spielraum) zu kommen, so dass ich es halten kann, wenn die besonderen Bemühungen aufhören. 5 Kilo sind genug und nächstes Jahr kann ich ja die nächste Etappe nehmen. Schließlich weiß ich, dass nicht die Fastenzeit, sondern das übrige Jahr entscheidend ist. Und man sollte einem lebenden Organismus Zeit lassen sich neu zu kalibrieren und dann in neuen Gewohnheiten erst mal Ruhe zu finden. Und so ist es beim Change-Projekt eben auch.

Kommentare

Von: Elvira Meta Stolz

Sehr geehrter Herr Dr. Schmid,

mit Organisationen befasse ich mich weniger, aber als Oecotrophologin in der Ernährungsberatung weiß ich aus über 20-jähriger Erfahrung wie leicht es ist, abzunehmen und wie schwer, das Gewicht anschließend zu halten. Interessant, dass Sie im Ruhestand nun die Zeit und Kraft fanden, das Thema anzugehen. Wie von Ihnen bereits erkannt, ist Stress ein großer Hemmschuh, der das Abnehmen (fast) unmöglich erfolgversprechend macht.

Die Bedingung "Stressreduktion vor Gewichtsreduktion" setzt sich langsam durch. Da kann der Wille noch so stark und die Motivation noch so groß sein. Äußere und innere Voraussetzungen bestimmen maßgeblich den Weg und Erfolg meiner Maßnahmen.
Nicht zu vergessen trägt eine adipogene Umwelt einen hohen Teil zur Problematik Übergewicht bei.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und gute Stimmung bei Ihrem Vorhaben.

Sonnige Grüße aus Mannheim
Elvira Stolz

Von: Harald Keck

Lieber Bernd,

Change mit Abnehmen zu vergleichen, finde ich sehr gelungen. Beides braucht eine starke innere Überzeugung und noch mehr Konsequenz in der Umsetzung. Wundermittel gibt es keine, aber ein guter Coach kann sehr hilfreich bei der richtigen Umsetzung sein, damit nicht später ein Jojo-Effekt eintritt. Bei der Ernährung ist der Jojo-Effekt hauptsächlich auf zu wenig Eiweißzufuhr zurückzuführen, d.h. der Gewichtsverlust geht zu Lastern von Muskelmasse.  Auch beim Change ist es wichtig, die Muskelmasse zu erhalten und gleichzeitig die richtigen (Markt-) Aktivitäten in Angriff zu nehmen und diese konsequent durchzuhalten.

Von: Fredy Mensching

Mit entscheidend für die Zielerreichung ist die von Ihnen angesprochene Bewegung, der Sport. Ich weiß nicht wie Sie Ihn betrieben haben? Aber er ist maßgeblich für den Erfolg. Bewegung in steigernden Anstrengungen zu finden, die einem liegen und Spaß machen, ist nicht für jeden einfach. Hier habe ich im Vorfeld einiges ausprobiert, um in der Phase des Abnehmens keinen zusätzlichen Druck und Frust zu erleben. Denn auch der Sport muss als Veränderung in seinem neuen   Verhalten seinen Platz finden können.

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